4/07/2009

Frühlingserwachen 2

Letzte Woche kam Brigitte Koller mit ihrer jetzigen Chinesischklasse in Peking an. Mit müden Schülern besuchten wir die Grosse Halle des Volkes. Donnerstag fuhren sie nach Yantai für eine Woche Schüleraustausch. Adi D., weil er die Matur schon hat, blieb allein in Peking und darf bei Tante Ma (Ma Ayi, meine Schwimmbadfreundschaft) wohnen.

Anlässlich des Qingmingjie (4.-6. April: Gräberreinigungs-Fest) besuchten wir zusammen (wieder unter der Leitung von Davis Chen) ganz im Westen der Stadt einen Eunuchenfriedhof und den Fahai Tempel mit seinen Freskos aus der Mingzeit. Weil der Tempel abgedunkelt ist, um die 500 Jahre alten Gemälde zu schützen, zerstörten die Roten Garten in den 60ern nur die Buddha-Statuen im vorderen Teil und liessen die kostbaren Malereien ungestört. Sometimes ignorance is bliss. Reiche Eunuchen bauten sich einst Tempel mit dem Gedanken, dass die Mönche im Alter für sie sorgen würden, weil sie ja keine Kinder hatten. Der sich diesen Tempel baute, hatte direkte Beziehungen zum Kaiser und soll die 15 besten Kaiserlichen Maler angestellt haben. Mit der Taschenlampe leuchteten wir uns Details wie die Äderchen am Ohr eines Fuchses heraus.

Peking (wenn das noch zur Stadt gezählt werden kann) gleicht hier einem Dorf. Auf einem grossen Markt kauften wir Papiergeld, das wir am nächsten Tag Ma Jinghua's Familie geben wollten (das ist anscheinend in Nordchina weniger gebräuchlich als in Hong Kong, wo an jeder Ecke ein Laden mit Papiergeld für die Toten steht). Wir fanden US-Dollars in Bündeln für nur 5 Yuan :)

Sonntag begleiteten wir Ma und ihren Ehemann ans Grab seiner Eltern. Der Babaoshan-Friedhof ist der grösste in Peking, und viele wichtige Männer aus Militär und Partei liegen dort zur Ruhe. Sowohl Ma's Vater wie auch ihr Mann (und sein Vater) nahmen hohe Positionen ein in der Armee. Leider ist Papiergeld verbrennen auf diesem Friedhof verboten. Mas Tochter und ihr Mann nahmen uns dann mit zu den Hutongs um den Trommelturm und ein paar traditionellen Lao Beijing Snacks. Abends fanden wir uns dann wieder für BBQ im Obiwan ein, dessen Dachterrasse nach dem langen Winter endlich wieder geöffnet hat. Und heute war es 30 Grad warm und sonnig.